Sweetwater

Sweetwater featured in Die Welt

Regionale Landwirtschaft als Vorbild: Junge Galerien in Berlin

by Beate Scheder

April 6, 2019

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Wie junge Galeristen versuchen, in Berlin der Krise zu trotzen. Drei neue Konzepte

In vier Wochen dreht sich in der Kunst wieder alles um sie, die Berliner Galerien. Berlins schönste Alternative zum globalen Messemarathon, das Gallery Weekend, feiert die Galerie als Erfolgsmodell und ist außerdem selbst eins. Dabei sieht es in der Branche nüchtern betrachtet so rosig nicht aus. In den vergangenen Jahren musste die Szene Verluste verkraften. Einige Galerien schlossen, Silberkuppe zum Beispiel, Gillmeier Rech oder Arratia Beer, andere zogen weg.

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Die geringeren Kosten waren auch für Lucas Casso einer der Gründe, warum er seine Galerie Sweetwater in Berlin – in einer Kreuzberger Altbauwohnung – eröffnete und nicht in New York, wo er zuvor lebte. „Für Räume dieser Größe müsste ich dort das Zehnfache an Miete bezahlen“, sagt er. Dieses Geld investiere er lieber in die Ausstellungen.

Die Karrierewege von Klink, Sprinz und Larraín mögen nicht unbedingt klassisch sein, Cassos ist es ganz und gar nicht. Der 28-Jährige hat in New York fünf Jahre als Investmentbanker gearbeitet. Aber: Kunstgeschichte studiert hat er. „Eine Galerie zu gründen ist etwas, was ich immer machen wollte“, sagt er. Nebenher war das aber unmöglich, also kündigte er seinen Job, zog nach Berlin und verbrachte seine ersten Monate damit, auf jeder erdenklichen Kunstveranstaltung aufzukreuzen und ein Netzwerk zu bilden. Seine Galerie eröffnete er mit Erspartem, die erste Ausstellung lief zur Art Week 2018, eine Einzelausstellung des Amerikaners Kayode Ojo.

Erfahrungen im Kunstbetrieb hatte Casso damals keine. Auch deshalb, so erklärt er, heiße seine Galerie nicht nach ihm, sondern nach einem verschollenen Ed-Ruscha-Gemälde. „Cecilia“, die aktuelle Gruppenausstellung in der Galerie, ist die erste, die Casso je kuratierte.

Wie Stadium hat Sweetwater noch keine Künstlerliste, aber potenzielle Kandidaten für ein Galerieprogramm. Wie Noah Klink nimmt Sweetwater im Juni an der Liste Basel teil. Nach nicht einmal einem Jahr. Es scheint ein wenig, als nähme Casso größere Schritte als die anderen, vielleicht weil er als Neuankömmling noch unbekümmerter ist. Wachsen wollen sie alle.